Muster ohne Wert – Ein Bericht vom ersten „Hagener Kulturtreffen“ im KuZ Pelmke

Am vergangenen Samstag, dem 10.11.2018, fand im Kulturzentrum „Pelmke“ das erste „Hagener Kulturtreffen“ zur Thematik „freie Kulturzentren“ (in Hagen erhalten der Hasper Hammer, das Kultopia, die Pelmke und der Werkhof eine kommunale Förderung) statt. Die Ankündigung „Soziokulturelle Zentren, Zukunftswerkstatt oder Auslaufmodell?“ ließ auf rege Diskussionen hoffen, diese aber blieben aus. Woran das liegt, liegt auf der Hand: Als Vortragende fungierten Jürgen Breuer vom Kulturzentrum „Pelmke“ sowie Rolf Stein vom „Bahnhof Langendreer“ in Bochum (wer diesen nicht kennt: der „Bahnhof“ ist so etwas wie die „Pelmke“, nur größer). Anstatt nun aber eine Gegenseite hinzuzuziehen, um kontroverse Punkte zu diskutieren („Auslaufmodell“, „kommunale Förderung“), war es an der Doppelmoderation Frau Kaufmann (Beigeordnete für Kultur, Jugend, Bildung und Soziales) und Herrn Söhnchen (Vorsitzender im Kultur- und Weiterbildungsausschuss), von Zeit zu Zeit ein paar Stichworte einzuwerfen, um den Tätigkeitsberichten der beiden Kulturmanager hier und dort neue Impulse zu geben. Das Hinterfragenswerte dabei ist, daß Frau Kaufmann und Herr Söhnchen Kraft ihrer Ämter damit betraut sind, die Belange der freien Kulturträger und der Kommune auszumitteln und eine neutrale Moderation nicht wirklich ihre Rolle ist. Schon gar nicht, wenn es um ernsthafte Belange wie eine zukünftige Förderung der soziokulturellen Zentren geht, welche, wie Herr Breuer und Herr Stein eindringlich darstellten, unabdingbar für ein weiteres Bestehen der Zentren in dieser Form ist. Kritische Punkte wurden mit dem Hinweis auf Weitergabe aufgenommen, ob dieses aber eine Auswirkung auf kommende Haushaltsdiskussionen hat, ist mehr als fraglich, da die Moderatoren ja mutmaßlich ohnehin detailliert mit der Thematik vertraut sind. So blieb es eine nette Plauderei, in der die Zuschauer sich über die Arbeit und finanzielle Ausstattung der freien Kulturträger informieren konnten. Erst gegen Ende der Veranstaltung fand ein Dialog Publikum/Podium statt, wobei auch hier eine Kontroverse ausblieb, bestand das Publikum doch zum großen Teil aus Angehörigen des „Kulturbetriebes“. Kritische Stimmen waren nicht zu vernehmen, wobei dieser Nachmittag theoretisch eine gute Chance  für eine öffentliche Diskussion über den Fortbestand der soziokulturellen Zentren bot. Diese muss zwingend folgen, stattfinden wird sie woanders.

Ein Punkt bleibt erwähnenswert: Der Legende der „Gegenkultur“, die auch in den Fragen von Frau Kaufmann Erwähnung fand, muss widersprochen werden. Aller Sozialromantik zum Trotz sind die Zentren längst in der bürgerlichen Gesellschaft angekommen, das Veranstaltungs- und Kursprogramm der „Pelmke“ belegt dies. Die Frage muss vielmehr lauten, wie wir diese Zentren, die schon heute diverse kommunale Aufgaben erledigen (integrative Projekte, erste Anlaufstelle für bürgerliche  Projekte und Initiativen), zukunftsfähig machen. Statt sie in Frage zu stellen, muss eine Attraktivisierung stattfinden, es müssen Anreize geschaffen werden, auch in den nächsten Jahren motiviertes, kompetentes Personal zu gewinnen und ansprechende Programme für alle Mitglieder der Gesellschaft auf die Beine zu stellen. Ohne kommunale Zuschüsse wird dies nicht gelingen, und hier sind Frau Kaufmann und Herr Söhnchen in der Pflicht: Ist ihnen die freie Kultur in der Stadt ein Anliegen, müssen sie Ihrerseits Position beziehen und laut werden. Dem Kämmerer gegenüber, Der Bezirksregierung gegenüber und allen Kritikern zum Trotz. Dazu gehört mehr als eine „blaue Stunde“ am Nachmittag.