Was war, was kommt – Die Wehringhauser Woche

    Kaum wurde in NRW der Handel wieder etwas geöffnet, laufen – meiner Beobachtung nach – die Leute wieder draußen rum, als wäre nie etwas gewesen.

    Dabei gibt es eigentlich nicht viel Anlass zur Sorglosigkeit: In Hagen gibt es aktuell (Stand 24.4.) 83 an Covid-19 erkrankte Menschen. Das ist der dritthöchste Stand seit Beginn der Pandemie und wurde lediglich vor einer Woche noch knapp übertroffen.

    Zuletzt sorgte die – mittlerweile wieder aufgehobene – Quarantäne von zwei „Problemhäusern“ an der Wehringhauser Straße (drei Erkrankungen) für Schlagzeilen in der Boulevardpresse und bundesweit in rechtsradikalen Medien. Nur wenig Erwähnung fanden hingegen 20 Erkrankte in einer Senior*innen-WG. Im St.-Josefs-Hospital in Altenhagen haben sich mehrere Angestellte angesteckt.

    Die Gesamtzahl der Infizierten liegt in Hagen seit 8. März nun bei 230, mittlerweile werden 6 Tote gezählt (+ 4 seit letzter Woche).


    Hagener Sonderweg

    Einen Sonderweg geht die Stadt Hagen allerdings bei der Zählweise der Verstorbenen: Das Robert-Koch-Institut und andere Behörden beziehen normalerweise alle Toten, die mit dem Coronavirus infiziert waren, in die Statistik ein. Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass eine Trennung zwischen „gestorben an“ (also Menschen, die direkt durch die Infektion gestorben sind) und „gestorben mit“ (also Menschen, die infiziert waren, aber deren direkte Todesursache dann eine andere war) normalerweise keinen Sinn ergibt.

    In Hagen gibt man auch die Gesamtzahl an, hat sich aber zu einem Begleitkommentar entschieden: Es wird ausdrücklich betont, dass bei zwei Fällen die Erkrankung an Covid-19 eindeutig nicht die Todesursache sei. So wird zumindest der Eindruck erweckt, die Zahl der Toten habe sich binnen der letzten Woche nicht verdreifacht, sondern „nur“ verdoppelt.

    Ich wollte mir das etwas genauer erklären lassen und habe nachgefragt. Stadtsprecherin Clara Berwe bestätigt lediglich: „Es war eindeutig eine andere Todesursache.“ Dies sei ärztlich festgestellt worden. Auf weitere Details könne aus Datenschutzgründen nicht eingegangen werden.


    Ab Montag Maskenpflicht

    (Quelle: Land NRW)

    Wenn auch indirekt, so wurden die NRW-Landesregierung und Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) doch ziemlich eindeutig von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihr Vorpreschen bei den Lockerungen gerügt. Auch führende Virologen wie etwa Christian Drosten sind öffentlich schockiert über die Sorglosigkeit, mit der Lockerungen ausgeführt werden.

    Immerhin haben die Städte und Gemeinden in NRW die Regierung nun förmlich dazu gezwungen, ab Montag eine Maskenpflicht einzuführen. Diese gilt in Bussen, Bahnen und Taxis, im Einzelhandel, Einkaufszentren und auf Märkten, bei Dienstleistungen durch Handwerker*innen sowie in Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen. Sie kann ein wichtiger Schritt sein, die Coronainfektionen nicht explodieren zu lassen, wenn gleichzeitig weiterhin auf Abstand und gutes Händewaschen geachtet wird.

    Wichtig ist aber, die Gesichtsmaske (den sogenannten Mund-Nase-Schutz) richtig zu behandeln, zu tragen und zu pflegen. Einige wertvolle Tipps dazu gibt es in der Apotheken-Umschau.


    Die Zukunft der Pelmke

    Jürgen Breuer (links) war am Dienstag zu Gast beim Tresenlesen mit Tanja und Fred. (Foto: Alex Henning)

    Beim zweiten „Lesen am Tresen“ am vergangenen Dienstag hatten sich Tanja und Fred einen Gast eingeladen: Jürgen Breuer, Geschäftsführer des Kulturzentrum Pelmke e.V., erzählte live auf Twitch, was die Corona-Beschränkungen für das Kulturzentrum bedeuten.

    „Wir werden nicht in drei Wochen die Türen schließen müssen“, ist Breuer sicher. „Ich bin sehr optimistisch und kann mir nicht vorstellen, dass wir an einen Punkt kommen, an dem es nicht mehr weitergeht.“ Dennoch hofft er weiterhin auf die Unterstützung durch Spenden, um durchhalten zu können, denn „wir haben eine lange Durststrecke vor uns, um dahin zu kommen, wo wir noch vor ein paar Wochen waren“.

    Das „Notprogramm“ der Pelmke im Internet sieht Breuer auch eindeutig nur als solches: „Wir streamen ins Internet, aber unser Ziel ist das nicht. Wir machen eigentlich Kultur und das heißt, die Leute zusammenzubringen. Jetzt nageln wir sie auf dem Sofa fest. Das ist nicht, was wir wollen.“

    Das Onlineprogramm der Pelmke wird aber vorerst natürlich weiterlaufen, da ist sich Gastgeber Fred sicher: „Das Format wird wachsen und wir werden am Format wachsen“. Und ganz in diesem Sinne geht es dann mit den geladenen Gästen weiter: Am kommenden Dienstag plaudert Susanne Timmerbeil vom Wehringhauser Bioladen am Tresen, am 5. Mai könnt ihr dann mich live sehen.


    In eigener Sache: Schalte ein Abo!

    Gibt’s unter anderem zum Abo dazu: Einen riesigen Aufkleber im Format 9,8 x 21 cm. (Foto: Jan Eckhoff)

    Die Arbeit an den täglichen Infos auf wehringhausen.org, bei TelegramTwitter und Facebook und natürlich das wöchentliche Verfassen dieses Newsletters „kostet“ sehr viel Zeit. Ich habe mich sehr gefreut, dass auf meinen kleinen Aufruf in den beiden vergangenen Wochen so viele Leute kleine oder auch etwas größere Summen bei Paypal gespendet haben. Danke!

    Auf Anregung hin habe ich nun auch ein „freiwilliges Abo“ eingeführt. Über Steady könnt ihr mich und meine Arbeit monatlich unterstützen. Es gibt verschiedene Modelle – und wie es sich bei einem Abo gehört, auch verschiedene Premien. AufkleberButtonsT-Shirts … all das exklusiv für euch. Und gleichzeitig kann ich meine Arbeit weiterhin erledigen und sogar ausbauen. Schaut mal rein!


    Gefährliche Hitzesommer

    Die Alleebäume im oberen Wehringhausen bieten einen guten Hitzeschutz. (Foto: Jan Eckhoff)

    Ein Rekordsommer jagt den anderen und auch 2020 ist der April bislang viel zu trocken. Dass auch Wehringhausen durch die zunehmende Hitze bedroht ist, hat Thomas Geißler (Wetter für Hagen) im Rahmen seiner Masterarbeit gemessen.

    Zu den Ergebnissen hat er den Gastbeitrag „Wie man die obere Pelmke auf den Hitzesommer vorbereitet“ für wehringhausen.org geschrieben.


    Schulisches Hick-Hack

    Auch der Corona-Wiederbeginn der Schule ist in NRW ein Durcheinander, dem man viele Vorwürfe machen kann. Ein ganz anderes Durcheinander herrscht derzeit aber in der Hagener Schulplanung. Die Entwicklung vereinfacht zusammengefasst:

    Ende Januar hatte ein Gutachter der Stadt Hagen empfohlen, in Anbetracht der zu erwartenden Schüler*innenzahlen einiges umzubauen. Das für die geringen Anmeldezahlen zu groß dimensionierte Ricarda-Huch-Gymnasium (RH) solle komplett aufgelöst werden. Das für die Anmeldezahlen hingegen viel zu kleine Albrecht-Dürer-Gymnasium (AD) soll stattdessen in sein Gebäude ziehen. Das dann leere AD könne entweder zu einer neuen Grundschule oder, zusammen mit der Liselotte-Funcke-Sekundarschule (LFS) am Remberg, zu einer neuen Gesamtschule werden. 

    Gleichzeitig wird es auch für die Freie Evangelischen Gesamtschule (FESH) im Schulzentrum an der Eugen-Richter-Straße zu eng. Das Gutachten empfiehlt deshalb, die dort ebenfalls beheimatete Förderschule Friedrich von Bodelschwingh (FvB) solle umziehen. Beispielsweise nach Hohenlimburg oder Eilpe.

    Vergangene Woche dann eine neue Diskussion: die FESH soll mit der LFS die Gebäude tauschen. Bei letzterer regt sich aber Widerstand. Weder die Lehrkärfte noch die Schüler*innen wollen nach Wehringhausen.

    Und, als wäre das alles nicht genug, hat sich – so berichtete die Westfalenpost – am Montag wieder etwas neues ergeben: Die „Hagener Allianz“ aus CDU/FDP/Grünen will das RHG am angestammten Ort behalten. SPD und Linke hingegen möchten das Gebäude in eine Gesamtschule umwandeln – zusammen mit der benachbarten Kaufmannsschule 1 (K1), die dann wiederum nach Vorhalle, an den Bahnhof oder auf den Höing ziehen könnte.

    Und das AD würde dann – ja, tja, ich hab mittlerweile auch den Faden verloren. Es bleibt spannend wie ein David-Lynch-Film. Hoffentlich mit positiverem Ende …


    Termine

    Das Programm in der Pelmke geht digital auf Twitch weiter:

    • Samstag, 25.4.: Deep (Techno-Disco)
    • Sonntag, 26.4.: Kneipenquiz
    • Dienstag, 28.4.:  Tresenlesen #3 mit Susanne Timmerbeil (Bioladen)
    • Donnerstag, 30.4.: Livemusik mit „Lords of Boom“
    • Samstag, 2.5.: The Decade (Indie-Disco)
    • Dienstag, 5.5.: Tresenlesen #4 mit Jan Eckhoff (089magazin/wehringhausen.org)

    Außerdem geht der Pelmke-To-Go-Getränkeverkauf inkl. kleiner Spende weiter. Die nächsten Termine sind am 30.4. und am 8.5., jeweils von 16 bis 18 Uhr.


    Wenn euch der Rückblick gefallen hat – schaltet ein Abo!

    Und falls ihr sehr gelangweilt seid und Lust auf so richtig viel Action habt: Morgen gibt es zum ersten Mal seit fünf Wochen wieder eine Sperrmüllannahme in Hagen. Gesammelt wird gegenüber der Einfahrt zu MVA.

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende